Die Alchemie

Zitatquelle: Text stammt aus dem Buch Die Kabbalah – Die Schöpfung neuer Sichtweisen (1. Auflage) - Seiten 50-52:


Die Alchemie geht auf Hermes Trismegistos zurück, der ein ägyptischer Weiser der Antike sein soll. Er gilt als der Urvater der Alchemie und Astrologie. Er lebte angeblich zur biblischen Zeit in Ägypten und ab dem 13. Jahrhundert wurde ihm die Tabula Smaragdina zugeschrieben. Eine Legende besagt, dass Hermes Trismegistos ein Gelehrter war, der aus einem weit entfernten Land kam, um den Menschen Wissenschaften, wie das Schreiben und die Astronomie, zu unterrichten. Hermes Trismegistos wird auch auf den ägyptischen Gott Toth (Djehouti) und auf den Propheten Ĥenoķ zurückgeführt. In diesem Zusammenhang ist der Bericht des arabischen Historikers Al-Makrizi auffällig. Al-Makrizi teilt mit, dass ein ägyptischer König namens Saurîd 300 Jahre vor der Sintflut mit dem Bau der Pyramiden von Giseh begonnen habe, um das gesamte Menschheitswissen der damaligen Zeit zu sichern und über die Katastrophe (Sintflut) hinwegzuretten. Auf der Spitze der Großen Pyramide - auf dem Abschlussstein - sei eine Schrift angebracht worden, die erkennen lies, wer der Erbauer gewesen sei, wann sie erbaut worden sei und dass sie in sechs Jahren vollendet worden sei. Der Hinweis auf König Saurîd ist hier von großem Interesse, denn dieser soll ausweislich des 33. Kapitels des Hitats, jenes Werkes das von Al-Makrizi zusammengestellt wurde, der hebräische Ĥenoķ sein, der wiederum mit dem griechischen Hermes Trismegistos identisch ist:

Wisse, dass die Pyramiden in Ägypten sehr zahlreich waren: in der Gegend von Busir gibt, es eine Menge von ihnen; davon sind einige groß, andere klein, einige bestehen aus Lehm und Ziegeln, die meisten jedoch aus Stein: eine von ihnen ist stufenförmig gebaut, die meisten, aber laufen nach oben spitz zu und haben eine ganz glatte Oberfläche. Bei al-Giza, gegenüber der Stadt Misr, standen viele Pyramiden, die sämtlich nur klein waren; sie wurden zur Zeit des Sultans Salah ad-Din Jusuf b. Aijub durch Karakus verstört. Er verwendete sie, um das Bergschloss sowie die Mauer, die al-Kahira und Misr umgibt, und die Brücken bei al-Giza zu bauen. [...]
Der Lehrer Ibrahim b. Wasif Sah al-Katib sagt, in den „Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern“, da, wo er von Saurîd erzählt, dem Sohne des Sahluk, des Sohnes des Sirbak, des Sohnes des Tumidun, des Sohnes des Tadrasan, des Sohnes des Husal, einem der Könige Ägyptens vor der Sintflut, die ihren Sitz in der Stadt Amsus hatten, über welche an der Stelle, wo in diesem Buche die Städte Ägyptens behandelt werden, gesprochen werden wird. […]
Ja´kub Muhammad b. Ishak an - Nadim al – Warrak sagt im „Katalogbuche“ bei der Erwähnung des babylonischen Hermes: Die Angaben über ihn gehen auseinander. Es heißt, er sei einer der 7 Torwächter gewesen, die zur Hut der 7 (Planeten-) Häuser bestellt waren, und habe die Verordnungen des Utarid (Merkur) zu erfüllen gehabt, nach dessen Namen er auch benannt worden sei; denn Utarid bedeutet in der Sprache der Chaldäer „Hermes“. Nach anderen wanderte er aus irgendwelchen Gründen nach Ägypten aus und beherrschte das Land als König; er hatte mehrere Söhne, unter denen sich Ta, Sa, Asmun, Atrib und Kift, befanden und war der Weise seiner Zeit. Nach seinem Tode ward er in dem Bau begraben, den man bei der Stadt Misr unter dem Namen „Abu Hirmis“ kennt, und der der Menge als „die beiden Pyramiden“ bekannt ist. Die eine davon ist sein Grab und die andere das Grab seiner Gemahlin, oder, wie es auch heißt, das seines Sohnes, der nach seinem Hinscheiden sein Nachfolger wurde.
(Al-Makrizi´s "Hitat-Bericht über die Pyramiden")

Genauso wie Hermes Trismegistos mit anderen Figuren der Geschichte ausgetauscht wurde und wird, genauso erging es den Begriffen Qabala und Alchemie. Bereits im Mittelalter wurden diese beiden Begriffe als Synonyme benutzt. Der ursprüngliche Gedanke der Alchemie war es einen groben Menschen in einen edlen Menschen, durch sieben Wandlungsstufen, zu transformieren. Dieser Gedanke ist der Qabala und der Alchemie gemeinsam. Jedoch wurde die Alchemie bereits im Mittelalter kommerzialisiert. Da auch bildhaft in alchemistischen Kreisen von bleierner Substanz und goldener Materie gesprochen wurde, so verstand die Allgemeintheit etwas anderes. Sie verstand: Blei in Gold zu verwandeln; und so begann die Vorstufe jener Wissenschaft die wir heute Chemie nennen. Das höchste Metall der Qabala hingegen ist das Silber und nicht das Gold. Der Grundgedanke, einen groben Menschen in einen edlen Menschen zu ändern, bleibt in der Qabala beständig. Aber dort ist es wiederum so, dass nicht sieben oder zwölf Wandlungsstufen Anwendung finden, sondern durch 32 Schritte.

Wenn allgemein von Alchemie gesprochen wird, so ist meist der Hermetismus aus Italien (insbesondere Florenz) gemeint. Aber es ist zwischen zwei hermetischen Traditionssträngen zu unterscheiden (Ebeling). Der eine, der auf den Schriften des Corpus Hermeticum basiert, ist in Italien zu Hause und verbreitet sich von dort aus über Europa. Der andere, der vor allem sich auf die Tabula Smaragdina beruft, hat seinen Schwerpunkt nördlich der Alpen.

Hermes Trismegistos nimmt bis heute nicht den gleichen Status im Abendland (Europa) ein, wie Moses oder Platon, obwohl seine Lehren sicherlich dem gleichen menschenverbessernden Ziele folgen. Er erfüllt die gleiche offenbarende Aufgabe, wie die beiden zuvor genannten. Meist wird in der geschichtlichen Forschung an seiner Existenz gezweifelt, da er in der Alchemie als eine metaphorische Figur verstanden wird. Oder, wenn nicht an seiner Existenz gezweifelt wird, so erscheint er in der Geschichte des Andenlandes unter einem anderen Namen oder als nebensächliche Figur.